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Stellungnahme der VAD zum Konflikt in Tigray, Äthiopien

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Stellungnahme der VAD zum Konflikt in Tigray, Äthiopien

Die Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (VAD e.V.) ist bestürzt über den Kriegsausbruch in Äthiopien und in hohem Maße beunruhigt über die reelle Gefahr einer Ausweitung des Konflikts vom Bundesland Tigray auf andere Teile Äthiopiens und auf benachbarte Staaten. Von tigrayischen Kollegen und ihren Zugehörigen erreichen uns in diesen Tagen erschütternde Nachrichten über Kriegsverbrechen wie die Erschießung von Zivilistinnen und Zivilisten sowie über Übergriffe und staatliche Willkürmaßnahmen gegen Äthiopierinnen und Äthiopier tigrayischer Herkunft wie Entlassungen, Inhaftierungen, Vertreibungen und Enteignungen – nicht allein in Tigray, sondern auch in anderen Bundesländern.

Zur Beendigung der Gewalt sehen wir die Erhöhung des internationalen Drucks auf die äthiopische Regierung als einen entscheidenden Hebel an. In diesem Sinne ist auch die deutsche Außenpolitik angehalten, sich nachdrücklicher als bisher für die Schaffung von Mediationsstrukturen und humanitären Korridoren einzusetzen sowie die nun angelaufenen Friedensbemühungen der Afrikanischen Union zu unterstützen. Wir halten es nicht für sinnvoll, eine Fortsetzung des „Reformkurses“ der äthiopischen Führung anzumahnen (so Außenminister Heiko Maas in seiner Stellungnahme vom 20. November), denn dieser Reformkurs ist längst in einen Kurs der Repression und Gewalt umgeschlagen.

Auch gilt es in Anbetracht der kriegsbedingt drohenden Hungersnot und der massenhaften Fluchtbewegungen aus Tigray (täglich derzeit etwa 4.000 Menschen) mehr Nothilfe bereitzustellen und Fluchtkontingente auch nach Europa zu ermöglichen, um insbesondere den Sudan bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu entlasten. In diesem Zusammenhang unterstützt die VAD mit Nachdruck den Aufruf an die Europäische Union, unverzüglich hochrangige Vertreterinnen und Vertreter für das Horn von Afrika mit dem Ziel einer Beendigung der Krise zu ernennen. Ein weiteres Interesse muss dem Schutz bedeutender Kulturgüter wie beispielsweise in Aksum gelten, die infolge der Eskalation der Gewalt akut bedroht sind.

Die gebotene Erhöhung des internationalen Drucks setzt eine breite öffentliche Aufmerksamkeit voraus, und deutschsprachige Medien sind gefordert, weitaus stärker über diesen Krieg und seine Hintergründe zu informieren als in den letzten Wochen. Dabei gilt es die regionalen Besonderheiten des Konflikts zu erklären, anstatt – wie leider häufig zu beobachten – auf überkommene Stereotype der Afrika-Berichterstattung wie beispielsweise die irreführende Erzählung einer „abtrünnigen Region“ zurückzufallen.

Als Afrika-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler begreifen wir es in diesem Zusammenhang als unsere Aufgabe, Wissen zur Erklärung und Einordnung des Konflikts bereitzustellen und akademische Kontakte nach Äthiopien zu nutzen, um Informationen in Erfahrung zu bringen und Aufmerksamkeit für die Vorgänge zu schaffen. Zur Vermittlung wissenschaftlicher Expertinnen und Experten zu Äthiopien bieten wir Medien an, sich an das Sekretariat der VAD in Hamburg zu wenden: info@vad-ev.de / 49 (40) 42825-573

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